Pressecommuniqué 10. März 2018 Frauen*-Demonstration zum internationalen Frauen*kampftag 8. März in Zürich
Während die Mächtigen in diesem Land einmal mehr die Frauen* verhöhnen und keinen Schritt dafür tun, um ansatzweise Lohngleichheit durchzusetzen, dafür auf dem Buckel der Frauen* die AHV sanieren wollen, haben heute Nachmittag in Zürich einmal mehr 2500 kämpferische und laute Frauen* an der alljährlichen linken, feministischen und revolutionären Frauen*demonstration zum 8. März teilgenommen.
Überall ist Afrin – Überall ist Widerstand
Die diesjährige Demonstration ist den kurdischen Kämpferinnen* in Afrin gewidmet, die mutig und selbstlos gegen die Übermacht der türkischen Luftangriffe kämpfen und den Grausamkeiten von islamistischen Söldnerarmeen in Nordsyrien ausgesetzt sind. Daher haben wir dieses Jahr unser Fronttransparent dem Kampf um Afrin gewidmet. Gleichzeitig wollen wir deutlich machen, dass die Schweiz und die EU zu diesem Massaker an der kurdischen Bevölkerung und jenen die in dieser Situation gezwungen sind zu flüchten, nicht nur schweigen, sondern die europäischen Länder das faschistische türkische Regime von Erdogan tatkräftig mit Waffen und Handelsbeziehungen unterstützten. Abgesehen davon zeigt sich auch in der BRD aktuell eine Zuspitzung der Verfolgung der kurdischen Bewegung im Exil: Zur massiven Repression gehört beispielsweise, dass seit dem 8. März damit begonnen wurde, kurdische Bücher lastwagenweise zu beschlagnahmen. Verlage zu kriminalisieren und Bücher zu vernichten ist eine Schande, gerade in einem Land, in dem der Faschismus linke Bücher verbrannte und verbot. Unsere Solidarität gilt unter anderem dem Mezopotamien Verlag, der auch die Biographie von Sakine Cansiz, der durch den türkischen Geheimdienst ermordeten PKK-Kämpferin, herausgibt.
Frauen* erkämpfen Freiheit!
Wir sind davon überzeugt, dass wir als Frauen* nur kämpfend unsere Freiheit und Gleichberechtigung erreichen. Wir solidarisieren uns mit allen kämpfenden Frauen* weltweit. Wie jedes Jahr, seit mehr als drei Jahrzehnten, nahmen sich die Frauen* heute in Zürich die Strasse, ohne die Behörden um eine Bewilligung zu bitten. Die Demonstration wird auch seit Jahrzehnten unter solidarischem Fernbleiben von Männern durchgeführt. Am Besammlungsort wurden Begrüssungsreden aus dem internationalen Frauen*kampf in verschiedenen Sprachen gehalten.
Vom Hechtplatz machte sich der kämpferische, lautstarke und vielfältige Demozug auf, um über den Münsterplatz zum Banken-Herz der Stadt zu ziehen.
Die UBS im Zentrum des Finanzkapitals wurde gebührend angegriffen. Uns wurde folgende Stellungsnahme zugestellt:
„Auch dieses Jahr haben wir die UBS mit Farbe markiert: In der Schweiz profitiert die Rüstungsindustrie und die Finanzbranche von den imperialistischen Kriegen und der weltweiten Aufrüstung. Trotz eines gesetzlichen Verbots finanziert die UBS, die CS, die Kantonalbanken und die SNB Rüstungskonzerne, die an der Produktion von Atomwaffen und Streumunition beteiligt sind. An der Spitze steht die UBS, welche Atomwaffenproduzenten 4.5 Mia. US-Dollar zur Verfügung gestellt hat. Ausserdem finanziert sie drei der acht wichtigsten Streumunitionsproduzenten. In diesem Kontext gilt es, Kriegsprofiteure anzugreifen und sich mit den kämpfenden Frauen* in Afrin und ganz Rojava zu solidarisieren.“
Ein weiteres Thema, welches an der Demo direkt aufgegriffen wurde, ist die kapitalistische Stadtaufwertung, insbesondere im Kreis 4. So wurde uns durch eine schriftliche Erklärung mitgeteilt, dass „Rolf Hitl, ein evangelikaler Christ und Mitglied des ICF, auch in der Stadtaufwertung Zürichs seine Finger im Spiel hat: Mit dem neuen Hiltl an der Langstrasse, das mit vermeintlichen „lustigen“ Sprüchen in Bezug auf Sexarbeit und Drogenkonsum für sich Werbung macht, wird dort Profit geschaffen, wo andere ihre Wohnung verlieren. Farbe ist unsere Antwort!“
Zum Schluss der Demo wurde am Gebäude des Sozialamtes am Helvetiaplatz ein riesiges Transparent angebracht, mit dem Spruch „Zäme höch ufe!“. Der Zürcher Polizeiapparat unter dem AL-Stadtrat Richi Wolff nutzte dies für eine Machtdemonstration und nahm zwei Aktivistinnen* gewaltsam fest. Sofort bildete sich aus der Schlusskundgebung ein wütender, kraftvoller Mob, welcher die Polizist*innen lauthals aufforderte, die zwei Frauen* wieder frei zu lassen. Eine Person wurde vor Ort unter Jubelrufen wieder freigelassen. Wir entschieden uns, eine weitere Demo durchs Quartier Richtung Knast zu machen und forderten dort, dass die Gefangene freigelassen wird. Die Demo, welche sich selbstbestimmt auflöste, erhöhte nochmals den Druck auf den Polizeiapparat und verlieh unserer Solidarität einen kräftigen Ausdruck.
Dieser Moment hat gezeigt, dass wir gemeinsam stark sind und dass wir uns weder von Repression noch rechter Hetze niedermachen lassen.
Wir kämpfen weiter – wir kommen wieder!
FRAUEN* GEGEN RECHTE HETZE! – FRAUEN* ERKÄMPFEN FREIHEIT!
8. März-Frauen*bündnis Zürich
Kontakt: frauenbuendnis(at)immerda.ch
Mehr Infos, Fotos und Texte: www.frauenbuendnis-zueri.ch
Hintergrundinfos
Seit Jahrzehnten wird die 8. März-Demonstration ohne offizielle Bewilligung und unter solidarischem Fernbleiben der Männer durchgeführt. Sie ist ein wichtiger Anlass und wird von einem vielfältigen, linken, revolutionären und feministischen Frauen*bündnis organisiert. Das Bündnis deckt viele Spektren der ausserparlamentarischen Linken und der linken Frauen*zusammenhänge ab.
Das Sternchen nach dem Wort Frau soll erinnern, dass Frauenidentitäten vielfältig sind und nicht immer übereinstimmen mit biologischem Geschlecht.
In diesem Raum, den wir uns einmal im Jahr für ein paar Stunden erobern, äussern wir uns laut und deutlich über die politischen und sozialen Kämpfe, die hier und weltweit von Frauen* geführt werden. Wir drücken unsere Solidarität aus und thematisieren Aktuelles und Historisches. Denn von all den schönen Dingen wie Gleichberechtigung und Lohngleichheit, von gerechter Arbeitsteilung und Aufenthaltsrechten für alle Frauen* sind wir sehr weit entfernt. Deshalb kämpfen wir am internationalen Frauen*kampftag ‑ und an jedem anderen Tag ‑ gegen die Gewalt an Frauen*, für eine Kollektivierung der Hausarbeit, gegen Sexismus, gegen Rassismus, gegen die Illegalisierung von Migrantinnen, für mehr Lohn und mehr Freizeit und vieles mehr… Kurz: Wir kämpfen für ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben in einer Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung.