Sonntagsarbeit schadet !

Der 8. März fällt dieses Jahr auf einen Sonntag, der Tag, welcher lange als unantastbarer Ruhetag galt, an welchem aber zunehmend gerade Frauen zur Lohnarbeit antreten müssen. Sonntagsarbeit ist per Arbeitsgesetz eigentlich untersagt. Wenn ein Betrieb jedoch ein dringendes Bedürfnis, technische oder wirtschaftliche Gründe nachweisen kann, ist Sonntagsarbeit erlaubt. Dafür braucht es allerdings eine Sonderbewilligung. Das Staatssekretariat für Wirtschaft erteilt für gewisse Branchen, wie Bäckereien, oder andere Dienstleistungsbetriebe auch Dauerbewilligungen.

Die Entwicklung zu einer 24-Stunden-Gesellschaft ist das Resultat eines sich ausbreitenden Kapitalismus. Unter dem Profitzwang, auf der Suche nach einem wachsenden Absatzmarkt, muss immer alles an sieben Tagen der Woche konsumierbar sein. Gerade Tageszeiten und Wochentage, welche diesem Diktat bis anhin entzogen waren, stellen für das Kapital noch nicht ausgequetschte Profitquellen dar.Diese zeitliche Ausdehnung des Kapitalismus betrifft besonders Frauen. Um die notwendige Lohnarbeit und die Reproduktionsarbeit, also soziale- und emotionale (Betreuungs-/Haus-)Arbeit miteinander zu vereinbaren, sind Frauen auf Teilzeitstellen angewiesen. So sind 58.6% der Frauen, die einer Erwerbsarbeit nachgehen, im Gegensatz zu 13.7% der Männer in der Schweiz Teilzeit beschäftigt. Diese Teilzeitstellen lassen sich in Branchen mit flexiblen, aber auch in stärker von prekären Arbeitsbedingungen betroffenen Arbeitsverhältnissen finden. So sind unregelmässige Arbeitszeiten, Arbeit auf Abruf und zunehmender Druck auf Arbeiterinnen auch an Sonntagen und nachts zu arbeiten, Kennzeichen von typischen Teilzeitstellen.

Der körperliche und psychische Rhythmus unterliegt dem 24h-Tagesablauf und orientiert sich an natürlichen und sozialen Beding-ungen unseres Umfelds. Dies bedeutet, dass wir uns grundsätzlich in der Nacht und an den Wochenenden von der Arbeit erholen müssen. Die Ausdehnung der Arbeitszeiten kann demzufolge zu gesundheitlichen und sozialen Problemen führen. Insbesondere das Arbeiten während der Nacht führt über einen längeren Zeitraum zu körperlichen Beschwerden wie z.B. Schlafstörungen. Auch psychische Störungen wie Depressionen können auftreten. Die Sonntagsarbeit hat vor allem negative Auswirkungen auf soziale Beziehungen: Das Aufbauen und Pflegen von persönlichen Kontakten und Beziehungen wird erschwert oder gar verunmöglicht.

Exemplarisch für die zeitliche Ausdehnung der Konsummöglichkeiten in der Wachstumslogik des Kapitalismus ist der Sonntagsverkauf. Eine starke Zunahme politischer Vorstösse zur Liberalisierung der Öffnungszeiten begann in den 1990er Jahren. Diese scheiterten jedoch immer wieder an der Urne. Das Scheitern dieser Vorstösse und repräsentative Meinungsumfragen zeigen, dass flexible Öffnungszeiten nicht ein Bedürfnis unserer Gesellschaft darstellen, sondern vor allem für die Wirtschaft von Interesse sind. Das Bedürfnis, jederzeit seine Einkäufe zu machen, wird erst durch das Angebot geschaffen und dann durch die zunehmend flexiblen Arbeitszeiten verstärkt.

Aufgrund der 24-Stunden-Gesellschaft werden somit immer mehr Menschen darauf angewiesen sein, auch ausserhalb der traditionellen Öffnungszeiten einzukafen. Die Forderung einer Liberalisierung der Öffnungszeiten ist einer von vielen Angriffen des Kapitals auf Lebensräume und die Freizeit, welche bis anhin noch nicht unter demselben Profitzwang standen.

So gilt es, sich aus feministischer Perspektive erstens gegen die Ausbreitung von deregulierten Arbeitszeiten und der Sonntagsarbeit zu stellen, um sich gegen prekäre Arbeitsverhältnisse zu wehren. Solange wir jedoch in einer Gesellschaft leben, in der die Reproduktionsarbeit meistens Frauensache ist, werden Frauen zu solchen Anstellungsbedingungen gezwungen sein.

Hier lässt sich der Berührungspunkt zwischen der Forderung nach einer Kollektivierung der Carearbeit und gegenwärtigen Arbeitskämpfen benennen.Der Kampf gegen diese zeitliche Ausdehnung des Konsums ist aber auch ein Kampf für Räume, welche nicht unter den Zwangsgesetzen des Kapitalismus stehen. Aus einer feministischen und antikapitalistischen Perspektive gilt es, diese Angriffe auf Freiräume abzuwehren.

AG SONNTAGSARBEIT