Communiqué zur Demo 2014

08.03.14: Pressecommuniqué vom 8. März Frauenbündnis Zürich zur heutigen Frauendemo zum internationalen Frauenkampftag

Auf dem Hechtplatz in Zürich versammelten sich heute anlässlich des internationalen Frauenkampftages rund 1500 Frauen, um an der alljährlichen Frauendemonstration zum 8. März, dem Internationalen Frauenkampftag teilzunehmen.

Unsere diesjährige Parole lautet: „Care-Arbeit kollektivieren – Kapitalismus entsorgen“. Das ist kein Zufall, denn der Care-Bereich ist im Wandel, das heisst also all die Arbeit – bezahlt oder unbezahlt – bei der die Betreuung von Menschen im Zentrum steht. Im bezahlten Pflege- und Betreuungsbereich ist seit einigen Jahren ein massiver Um- bzw. Abbau im Gange. Als kämpferische Frauen, Feministinnen, Arbeiterinnen und vieles mehr wollen wir weder die Abbaumassnahmen stillschweigend hinnehmen, noch uns innerhalb der Bereiche untereinander spalten lassen. Viel mehr gilt es kollektiv Widerstand zu leisten, das heisst, wir müssen diese Angriffe auf unsere Arbeits- und Lebensbedingungen benennen, öffentliche machen und dagegen kämpfen. Wir wollen selber entscheiden, was in unseren Arbeitsbereichen geschieht, wie wir und unter welchen Bedingungen wir arbeiten. Darum müssen wir auch den Kapitalismus als Ganzes angreifen und entschlossen für ein Gesellschaft kämpfen, in der unsere Interessen im Zentrum stehen und nicht der Profit!

Nach einem kurzen Theater zum Thema „Frauenkampf verändert die Welt“ von der Demokratischen Frauenbewegung Europa und einer Begrüssungsrede zum Thema Care-Arbeit, zog die Demonstration kämpferisch über die Limmat zum Paradeplatz und dann die Bahnhofstrasse entlang, über den Löwenplatz, die Europa-Allee und die Langstrasse bis zum Helvetiaplatz. Die Parolen und Forderungen waren nicht zu überhören. Es wurden viele Flugblätter und Zeitungen verteilt, Reden gehalten, Aktionen durchgeführt und Parolen gesprayt unter anderem zu diesen Themen:

Eine Pflegefachfrau aus Neuenburg informierte über ihre Erfahrungen aus dem Streik gegen die Privatisierung des Spitals La Providence.
Die Kirche Fraumünster wurde mit Kondomen beworfen, die gefüllt waren mit Glimmer und Kleister. Die Parole „Keinen Fussbreit Piusbrüder und Co.“, die gesprüht wurde, zeigt, dass der Kampf gegen christliche Fundamentalisten und AbtreibungsgegnerInnen aller Art weiterhin eine aktuelle Notwendigkeit bleibt.
Mit „Zara-Ausbeuter – bekämpfen und boykottieren“ wurde die besteikte Zara-Baustelle markiert.
An der Europa-Allee wurden Frauenfiguren mit der Hauptparole geklebt und Parolen wie „SexarbeiterInnen aufwerten – Immobilienhaie entsorgen“ gesprayt. Eine Botschaft erreichte uns von Andi, einer kommunistischen Genossin aus dem Gefängnis, welche die neuen Prostitution-Gesetze als Repressions- und Vertreibungsinstrument entlarvt.

Auch das Restaurant Hooters wurde nicht verschont und ebenfalls mit Frauenfiguren verschönert.
Eine Rede erinnerte an Sakine Cansiz, Fidan Dogan, Leyla Saylemez, die letztes Jahr in Paris ermordert wurden und die Ermittlungen durch den französischen Staat bis jetzt nur schleppend vorwärts kommen.
Die Vertuschungsmanöver der japanischen Regierung und der Firma Tepco in Japan zum Stand der Folgeschäden von Fukushima waren ebenfalls Thema.
Die Situation und der Widerstand von Frauen in der Türkei, insbesondere in den Gefängnissen, sowie in Syrien und Palästina wurden in verschiedenen Reden beleuchtet.
Mit einem Transparent wurde Solidarität mit Margaretta D’Arcy ausgedrückt, einer irischen 79-jährigen Antikriegsaktivistin, die wegen Protesten gegen die Komplizenschaft des „neutralen“ irischen Staates mit der US-Kriegsmaschinerie inhaftiert ist.

Hintergrundinfos
Seit Jahrzehnten wird die 8. März-Demonstration ohne offizielle Bewilligung und unter solidarischem Fernbleiben der Männer durchgeführt. Sie ist ein wichtiger Anlass und wird von einem vielfältigen, linken, revolutionären und feministischen Frauenbündnis organisiert. Das Bündnis deckt viele Spektren der ausserparlamentarischen Linken und der linken Frauenzusammenhänge ab.

In diesem Raum, den wir uns einmal im Jahr für ein paar Stunden erobern, äussern wir uns laut und deutlich über die politischen und sozialen Kämpfe, die hier und weltweit von Frauen geführt werden. Wir drücken unsere Solidarität aus und thematisieren Aktuelles und Historisches. Denn von all den schönen Dingen wie Gleichberechtigung und Lohngleichheit, von gerechter Arbeitsteilung und gerechten Aufenthaltsrechten für alle Frauen sind wir sehr weit entfernt. Deshalb kämpfen wir am internationalen Frauenkampftag – und an jedem anderen Tag – gegen die Gewalt an Frauen, für eine Kollektivierung der Hausarbeit, gegen Sexismus, gegen die Illegalisierung von Migrantinnen, für mehr Lohn und mehr Freizeit und vieles mehr… Kurz: Wir kämpfen für ein gleichberechtigtes und selbstbestimmtes Leben in einer klassenlose Gesellschaft ohne Ausbeutung, Unterdrückung und patriarchale Strukturen.

Care-Arbeit kollektieren – Kapitalismus entsorgen!
Es lebe der 8. März!

8. März Frauenbündnis Zürich
(FrauenLesbenKasama, Gruppe für eine antikapitalistische Praxis, Internationale Vertretung der Kurdischen Frauenbewegung, Neue Frau (Yeni Kadin) und Demokratische Frauenbewegung – Schweiz, Tayad, BFS-Frauen, FrauenLesbenCafé Winterthur, Frauen der Tierrechtsgruppe Zürich, Frauenstruktur/Revolutionärer Aufbau, Frauen der RJZ und Einzelfrauen)